Weihnachtsbrauchtum

Geschichte

In nördlichen Breiten schloss sich das Brauchtum des Winters an das Weihnachtsfest an. Dies beginnt schon mit den Totenbräuchen zu Beginn des Advents und reicht bis zu Lichtmess. Das Brauchtum wurde in den Weihnachtsspielen als besondere geistliche Schauspiele verchristlicht und seit dem 16. Jahrhundert in den Weihnachtskrippen dargestellt. Die szenischen Darstellungen sind erstmals im 11. Jahrhundert in Frankreich fassbar.

Die Geschichte der Weihnachtskrippe, die heute selbstverständlicher Bestandteil des katholischen Weihnachtsfestes ist, begann wohl schon im 13. Jahrhundert, und die Krippe ist im Gottesdienst lokal wohl schon im 11. Jahrhundert verwendet worden. In der Burgkapelle Hocheppan bei Bozen wurde um das Jahr 1200 die Geburt Jesu Christi erstmals im deutschsprachigen Raum dargestellt. Die Darstellung gipfelte dann in der Weihnachtsbescherung vor Krippe und Weihnachtsbaum.

Zwei kerzengeschmückte Tannenbäume stehen seit 1621 in bei den Augustinern in Neustift rechts und links der Krippe. Ursprung des Tannenbaums dürfte der Paradiesbaum der weit verbreiteten Paradiesspiele am 24. Dezember und mittelalterlicher Mysterienspiele gewesen sein. Seit etwa 1800 war der geschmückte Weihnachtsbaum in den gehobenen Bürgerhäusern von Zürich, München, Wien und Siebenbürgen zu finden. 1912 stand der erste „öffentliche“ Baum in New York.

Luther hat die Bescherung vom Nikolaustag auf den Heiligabend verlegt, da die evangelische Kirche keine Heiligenverehrung kennt. Evangelischer Gabenbringer war nun nicht mehr St. Nikolaus, sondern der „Heilige Christ“, wie Luther das Jesuskind nannte. Aus dieser Abstraktion entstand alsbald schon in Thüringen, auch andernorts, das engelsgleiche Christkind, das man sich nun weiblich vorstellte. Nach 1800 wurde aus Knecht Ruprecht, ursprünglich der strafende Begleiter von Nikolaus und Christkind, allmählich der Weihnachtsmann.

1930 brachten dem Deutschen Atlas der Volkskunde zufolge der Weihnachtsmann (vorwiegend im evangelischen Norden und Nordosten) und das Christkind (vorwiegend im Westen und Süden und in Schlesien) die Geschenke. Im 18. Jahrhundert war es noch ganz anders gewesen: Der Nikolaus hatte in katholischen Gebieten die Geschenke gebracht, das Christkind in evangelischen. Mit zunehmender Beliebtheit des Weihnachtsfestes und des Christkindes wurde der Geschenktermin auch in den katholischen Gebieten vom Nikolaustag auf Heiligabend verschoben, das Christkind übernommen.

Das gabenbringende Christkind entstand aus dem evangelischen Heiligen Christ Luthers. Es erscheint seit dem 17. Jahrhundert in den weihnachtlichen Umzugsbräuchen, in denen Maria, Joseph und das Jesuskind durch die Straßen zogen – wie heute vielerorts die Sternsinger –, begleitet von weiß gekleideten Mädchen mit offenem Haar als Engel, angeführt von dem verschleierten „Christkind“.

Der Weihnachtsmann ist eine synkretistische Gestalt, die aus Nikolaus und Knecht Ruprecht und dem rauhen Percht in einer entdämonisierten Form zusammengesetzt wurde. Die Kleidung übernahm er von Knecht Ruprecht, den wallenden Bart von gängigen Gott-Vater-Vorstellungen. Im Brauchtum für Kleinkinder bringt er die Geschenke, bösen Kindern jedoch eine Rute.

Das heute in Deutschland übliche Weihnachtsfest in der Familie mit Weihnachtsbaum, Weihnachtsliedern, Krippe, Geschenken und einem Gottesdienstbesuch ist eine kulturelle Ausformung der Bürgerfamilie des 19. Jahrhunderts. Der mit Kerzen geschmückte Lichterbaum ist heute zentrales Element der familiären Weihnachtsfeier. Bis ins 18. Jahrhundert hinein war er nur an Fürstenhöfen zu finden, dann in der bürgerlichen Oberschicht. Beim Kleinbürgertum wurde er nicht zuletzt dadurch populär, dass der preußische König im Krieg 1870/71 gegen Frankreich Weihnachtsbäume in den Unterständen und Lazaretten aufstellen ließ. Danach verbreitete sich der Weihnachtsbaum weiter und erhielt die heute als selbstverständlich empfundene zentrale Rolle im Zeremoniell der häuslichen Familienfeier.

Advent

Eine deutliche Veränderung des Brauchtums ist im Advent seit dem 20. Jahrhundert zu beobachten. Wurde er ursprünglich als Fastenzeit begangen, wird in der Gegenwart das zu erwartende Weihnachtsfest zunehmend in den Advent vorverlegt.

Für den Advent typisch ist das Backen von Plätzchen, wie z.B. Butterplätzchen. Christstollen, die ältesten deutschen Weihnachtsgebäcke müssen aufgrund der reichhaltigen Zutaten viele Wochen vor dem Genuss „reifen“. Auf Weihnachtstischen und in Wohnzimmern finden große hölzerne Nussknacker, Räuchermännchen, Bergmannsfiguren, Weihnachtskrippen, Spieldosen, aus Pfefferkuchen gebackene Hexenhäuschen mit den Märchenfiguren Hänsel und Gretel, Weihnachtspyramiden mit christlichen und weltlichen Motiven, an den Lampen Weihnachtssterne und Engel mehr und mehr Platz, je näher man an Weihnachten herankommt.

In den Vorgärten einiger Häuser erstrahlen an Bäumen Lichterketten und in vielen Fenstern werden Schwibbogen mit Lichterketten aufgestellt. In vielen Teilen Österreichs, Deutschlands und der Schweiz werden in der Adventszeit im jeweiligen Ort, bzw. einer Siedlung, Fenster mit der entsprechenden Nummer versehen, geschmückt und am Abend beleuchtet. An dem zugeordneten Tag sammeln sich die Gäste vor dem Haus mit diesem sog. Adventfenster. Es werden Glühwein, Punsch, Brötchen, selbstgebackenes angeboten.

In den Wohnungen wird traditionell auf dem stehenden oder hängenden Adventskränzen von Sonntag zu Sonntag von den vier Kerzen immer ein Licht mehr angezündet. Kinder erfreut ein Adventskalender, bei dem sie jeden Tag ein Fenster öffnen und eine kleine Süßigkeit oder ein winziges Geschenk finden.

Am Sankt-Barbara-Tag (4. Dezember) werden oft Kirschzweige abgeschnitten und ins Haus geholt. Bei der richtigen Pflege brechen die Knospen nach 20 Tagen (also an Heilig Abend) auf und blühen. Im Allgäu ist dies der Tag des Bärbeletreibens. Am 6. Dezember, dem Nikolaustag, versteckt Nikolaus in den sauber geputzten Schuhen oder Stiefeln einige Süßigkeiten und kleine Geschenke. In einigen Gebieten kommen als Nikolaus verkleidete Menschen, meist Verwandte oder ehrenamtliche Helfer der Pfarren, und bringen die Geschenke. Im alpennahen Allgäu ist dies der Tage des Klausentreibens. In Oberbayern begleiteten den Nikolaus Krampusse oder Buttnmandl. Insbesondere Kinder schreiben in der Vorweihnachtszeit „Wunschzettel an das Christkind“ - die auch an besondere Weihnachtspostämter versandt werden können.

In vielen Orten finden Weihnachtsmärkte statt: Man bietet Kunsthandwerk, Weihnachtsdekorationen und Geschenkartikel; sowie für den Winter und gegebenenfalls auch für eine Region in dieser Jahreszeit typische Speisen und Getränke wie Lebkuchen oder Glühwein an.

Im Berchtesgadener Land prägt das Christkindlschießen der Weihnachtsschützen die letzte Woche vor Heiligabend. Sie schießen jeden Tag um 3 Uhr Nachmittag von ihren Standplätzen aus - am Heiligabend zusätzlich vor der Christmette.

(Quelle: Wikipedia.org)

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